Die Saat des Hasses (Markus K. Korb)
Die Saat des Hasses
(Markus K. Korb)
Als er am Sterbebett seines Vaters den Schlüssel zu einem Schließfach in der Schweiz erhält, weiß Akoni noch nicht, dass dies sein Leben für immer verändern wird. Alles, was er über seine Familie zu wissen glaubte, erweist sich als ein Konstrukt aus Lügen. Und eine geheimnisvolle Bedrohung aus archaischen Tiefen erwächst zu einer zerstörerischen Gefahr für die gesamte Welt …
Markus K. Korb verbindet Horror mit Historie und erschafft eine brilliant verstörende Melange, die wie ein brennender Stachel im Gedächtnis stecken bleibt.
Vanessa Kaiser
250 Seiten Taschenbuch
ISBN 978-3-96629-017-3
Preis 13,90 Euro
Von diesem Buch gibt es auch eine auf 66 Exemplare limitierte, nummerierte und signierte Sammlerausgabe, die aber zumindest bei uns ausverkauft ist.
Erscheinungsdatum: voraussichtlich 12.07.2021
(Markus K. Korb)
Als er am Sterbebett seines Vaters den Schlüssel zu einem Schließfach in der Schweiz erhält, weiß Akoni noch nicht, dass dies sein Leben für immer verändern wird. Alles, was er über seine Familie zu wissen glaubte, erweist sich als ein Konstrukt aus Lügen. Und eine geheimnisvolle Bedrohung aus archaischen Tiefen erwächst zu einer zerstörerischen Gefahr für die gesamte Welt …
Markus K. Korb verbindet Horror mit Historie und erschafft eine brilliant verstörende Melange, die wie ein brennender Stachel im Gedächtnis stecken bleibt.
Vanessa Kaiser
250 Seiten Taschenbuch
ISBN 978-3-96629-017-3
Preis 13,90 Euro
Von diesem Buch gibt es auch eine auf 66 Exemplare limitierte, nummerierte und signierte Sammlerausgabe, die aber zumindest bei uns ausverkauft ist.
Erscheinungsdatum: voraussichtlich 12.07.2021
Prolog – Das Wald-Ding
»Unhappy man! Do you share my madness? Have you drunk also of the intoxicating draught? Hear me, let me reveal my tale, and you will dash the cup from your lips!«(Mary Shelley »Frankenstein«)
»Was für eine verdammte Kälte!«
Der Förster blies in seine zum Ball geformten Hände und rieb sie anschließend aneinander. Seine hochgezogenen Schultern steckten unter einer grobwolligen Lodenkotze. Auf dem Kopf trug er eine Ledermütze mit Pelzfutter, deren Ohrenschützer herabgeklappt waren. Seine Gedanken, hoch oben auf dem Jägersitz, kamen nicht zum Stillstand.
Warum bin ich noch hier? Es taucht doch eh kein Wild mehr auf!
Mit Augen, an deren Wimpern Eiskristalle funkelten, starrte er von seiner Kanzel auf der Anhöhe hinab zur Lichtung. An deren Rand lagen Äpfel und Karotten. Es wirkte fast so, als würde hier einem heidnischen Gott ein Opfer dargebracht, dabei war das Obst und Gemüse lediglich dazu da, Rehe und Wildschweine anzulocken. Förster Höfer gewöhnte die Tiere mit regelmäßigen Fütterungen an den Platz, der nur knapp zwanzig Meter vom Hochsitz entfernt war. Kein Baum stand dazwischen, die kleine Anhöhe bot Überblick – ein perfekter Ort für einen gezielten Abschuss.
Neben ihm lehnte sein Gewehr. Es war ein Bockdrilling von Blaser. Diese kombinierte Waffe konnte sowohl Schrot als auch Kugeln verschießen. Durch das aufmontierte Visier wurde diese Pirschbüchse für den Förster zu einem perfekten Instrument. Im fortgeschrittenen Alter machten seine Augen etwas schlapp, und obwohl das Ziel nur knapp zwanzig Meter entfernt sein würde, war ihm wohler, wenn er mit dem Visier arbeiten konnte. Schließlich wollte er das Tier ja sofort töten. Es war ihm leider einmal passiert, dass ein angeschossenes Reh mit blökendem Schreien und irrem Blick davongesprungen war. Der Förster hatte seine liebe Mühe gehabt, es wiederzufinden. Gottlob hatte er seinen Jagdhund Polly dabeigehabt. Die feine Nase des Hannoverschen Schweißhundes erledigte die Nachsuche erfolgreich, sodass der Jäger dem im hohen Schilf liegenden Reh mit dem Hirschfänger den Gnadenstoß geben konnte. Höfer konnte kein Tier leiden sehen.
Seine Nase war rot und ihm lief der Rotz in den Bart, wo er festfror und kleine Eiszapfen bildete. Bei diesen Temperaturen hatte er Polly zu Hause gelassen. Lange würde auch er nicht mehr hierbleiben, denn obwohl er auf einem mit warmem Wasser gefüllten Kissen saß, kroch die Kälte der Sitzfläche in seinen Körper. Bei jedem Atemzug gefror die Luft zu kleinen Wolken. Beim Einatmen wurde der Schleim in seiner Nase kalt, dickte ein und verklebte die Nasenscheidewand.
»Was für ein Mistwetter!«, fluchte er leise.
Die Sonne ging in seinem Rücken unter und beleuchtete die Lichtung mit einem letzten Strahlengruß. Gestaffelt wie die Kulissen im Theater lag sie da: Noch in rötlichen Schein getaucht waren die Eichen und Buchen auf der gegenüberliegenden Ostseite. Davor wuchs dichtes Buschwerk mehrere Meter hoch und bildete so eine Sichtbarriere vor dem Rand der Lichtung. Das Schilfgras lag bereits in Dunkelheit, welche die Lichtung vollständig ausfüllte. Von seiner Position aus konnte Höfer dort jede Bewegung erkennen, die ihm das Nahen eines Tiers anzeigen würde.
Plötzlich versteifte er. War da nicht ein Schwanken der Halme, drüben vor den Büschen?
Er nahm die Büchse auf, presste den Kolben gegen die Schulter und blickte durch das Zielfernrohr. Er drehte am Einstellring, um das Ziel zu vergrößern. Ja, dahinten wogten die Halme an einer Stelle von links nach rechts. Dann wurden die davor von der Bewegung erfasst.
Irgendetwas schob sich langsam durch das Schilf.
Und zwar in einer Linie auf ihn zu!
Doch das Bewegungsmuster war zu gleichmäßig, fiel ihm auf. Normalerweise stoppte das Wild und nahm Witterung auf. Aber diese Kreatur hier lief ohne Pausen weiter.
Sie ist arglos, dachte er sich. Aber tief in seinem Kopf, hinter seinem Ich-Bewusstsein, war da eine Stimme. Eine widerwärtig raspelnde Stimme voller träufelndem Zynismus. Und sie sagte: Oder das Ding ist ohne Selbstzweifel … und es will dich!
Unwillkürlich schüttelte er den Kopf. Was für ein Quatsch! Ich sollte mich auf das Zielen konzentrieren!
Irritiert suchte der Jäger nach der Ursache der Bewegung. Den Blick fest auf das Okular gerichtet, so verfolgte er die Bewegung des Schilfgrases. War das ein Reh oder ein Wildschwein? Verdammt. Das Gras war zu hoch, er konnte nichts erkennen. Stetig bewegte sich das Ding im Schutz des Schilfs auf ihn zu.
»Na, komm schon! Noch zwei Meter und ich sehe dich_– und dann … peng!«, flüsterte er in seinen Bart.
Die Sonne verschwand und somit das Licht, das eben noch die Baumwipfel auf der anderen Seite erreicht hatte. Die Sumpflichtung war auf einmal von einer tiefen Finsternis umgeben. Beim Blick durchs Fernrohr kam es Höfer so vor, als blicke er durch ein rußiges Ofenrohr auf wimmelnde Kellerasseln, was doch in Wirklichkeit das wogende Schilfgras war.
»Nur ein wenig noch! Komm schon, komm schon!«
Sein Finger krümmte sich um den Abzugshebel, zog ihn vorsichtig bis zum Druckpunkt an. Sein Herz schlug ihm bis unter die Zunge. Er hatte das Gefühl, als ob seine gesamte Brust vom Pochen angeschwollen war.
Die Bewegung im Gras war kurz vor dem Rand der Lichtung zum Erliegen gekommen. Ein gekrümmter Drachenrücken war hinter dem Stängelvorhang zu erkennen.
Also doch eine Wildsau!, dachte der Förster und fokussierte mit seinem Fadenkreuz die Vorderläufe, um somit die Position von Herz und Lunge, dem »Blatt«, wie der optimale Treffpunkt in der Jägersprache bezeichnet wird, abschätzen zu können. Aber es geschah nichts weiter.
Er runzelte die Stirn.
Wieso kommt die Sau nicht heraus? Auf gut Glück schießen will ich nicht.
So vergingen Minuten. Der Jäger spürte einen Schmerz in seiner Schulter, wollte aber nicht das Gewehr ablegen, da er fürchtete, ihm könnte das Wild just in diesem Moment entfliehen. So biss er die Zähne zusammen und ertrug die verspannte Muskulatur.
Schweiß rann ihm trotz der Kälte an der Schläfe herab. Wie lange musste er noch warten? Bis zum Jüngsten Gericht wird es ja wohl nicht dauern! Komm heraus, du Sau!
In diesem Moment sprang etwas mit einem Rascheln, das überlaut in der Stille hallte, durch den Schilfvorhang und landete mit allen vieren am Futterplatz. Gierig stieß es die Nase in die Äpfel und Karotten, wühlte darin.
Höfer war zu erschrocken, um sofort zu schießen. Er hatte zurückgezuckt, als das Ding mit einem großen Satz herausgehopst war. Nun schimpfte er sich einen Hasenfuß und beeilte sich, das Wesen erneut in die Mitte der Zielmarke zu bekommen.
Er erstarrte.
Das war kein Wildschwein und auch kein Reh!
Es war überhaupt kein ihm bekanntes Wildtier … Kopf, Statur, Gliedmaßen – alles war vorhanden. Es war ein Mensch … aber welcher Mensch rannte bei diesen Temperaturen auf Händen und Füßen nackt durch den Wald?
Da fiel ihm die Unregelmäßigkeit bei den Proportionen auf und ließ ihn erschaudern.
Auf dem Kopf wuchs nur ein spärlicher Haarkranz, der aussah, als bestünde er aus Getreidegrannen oder jenen klebrigen Fasern, welche sich an Maisschoten schmiegten. Der Kopf war in einem ovalen Bogen in die Höhe gestreckt. Die Arme und Beine waren abgewinkelt wie bei einer Spinne und so dürr, dass im Vergleich dazu der Körper geradezu dick wirkte.
Der Mond brach durch die Wolkendecke. Höfer erkannte graue Haut, die im Mondlicht glänzte.
Da hob das Ding den Kopf.
Um ein Haar hätte der erfahrene Förster geschossen, so erschrocken war er über den Anblick. Viel war es nicht, was er sah. Nur ein paar schwarze Augen in einem flachen Gesicht.
Totenaugen …
Ohne Vorwarnung sprintete die Kreatur auf allen vieren los. Schnell wie eine angreifende Spinne raste sie über den Waldboden, die Anhöhe hinauf und hatte den Jägersitz erreicht, bevor der Förster reagieren konnte.
Sie roch nach warmem Urin und Schweiß. Der Förster richtete trotz seiner aufkommenden Panik den Gewehrlauf nach unten, wo sich das Etwas ohne Gesicht anschickte, den Hochsitz zu erklimmen.
Den ersten Meter hatte es bereits behände kletternd hinter sich gebracht. Seine Klauen klimperten auf dem Stahlgestänge die Melodie der Angst.
Dem Förster wurde es kalt im Schritt und seine Hoden zogen sich nach oben. Er sah ohne Visier die unheimliche Gestalt, wie sie ihm entgegenstieg, schwarze Spinnenarme, die nach ihm greifen wollten, die ihn packen und aufreißen wollten, um zu prüfen, von welcher Beschaffenheit er innen war. Er sah den Kopf, und da war ein Maul, ein schiefes, halbrundes Maul ohne Lippen. Sicher waren darin Zähne, die das Ding in des Försters Gesicht schlagen wollte, um zu testen, wie er schmeckte. Und die raue Zunge im Maul würde dem Jäger die Augen ausraspeln …
Mit einem letzten Aufschrei zog er den Abzugshebel ganz durch. Ein Schuss krachte, Krähen flatterten auf, um sich in der Ahnung einer baldigen Aasmahlzeit schnell wieder ganz in der Nähe niederzulassen.
Ob das Geschoss getroffen hatte, wusste der Förster nicht. Jedenfalls schien es das Wesen nicht zu verlangsamen. Es grunzte und überwand das letzte Stück mit einem Sprung.
Dann packten die Klauenarme mit unbarmherziger Kraft zu. Das Gewehr fiel dem Mann aus den Händen. Ungläubig starrte er in das nasenlose Gesicht mit den Totenaugen. Hektisch ausgestoßene Atemwolken verschleierten ihm die Sicht. Er öffnete den Mund zu einem Schrei, der nicht kam.
Dann verbiss sich die Kreatur mit ihren dreieckigen Zähnen in den Mund des Jägers, stieß sich vorwärts, tiefer hinein in die Mundhöhle, dehnte den Kiefer mehr und mehr auseinander. Dann knackte es vernehmlich und der Mann erschlaffte.
Die Krähen flogen auf und setzten sich gleich wieder, denn sie waren sich sicher: Sie würden bald ihren Anteil an der Mahlzeit des Wald-Dings bekommen …
Und? Lust auf mehr?
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»Die Saat des Hasses«!
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