Stellungnahme zur Ausschreibung „Aokigahara – Wald der Selbstmörder“
Wir bedauern Euch mitteilen zu müssen, dass wir dieses Anthologieprojekt auf Eis legen werden.
Auch wenn uns bewusst war, dass das Thema kontrovers diskutiert werden kann und es mit Sicherheit nicht jeder gut findet, haben wir den Gegenwind, der uns nun in den sozialen Medien entgegenschlägt, unterschätzt. Bevor es eskaliert, haben wir uns dazu entschlossen, das Projekt zu begraben.
Der Hauptpunkt, der uns angelastet wird, ist die Tatsache, dass es um den realen Selbstmordwald geht. Das Projekt wird vorverurteilt, ohne zu wissen oder zu hinterfragen, inwieweit es überhaupt um Selbstmorde geht. Wer in der dazugehörigen Facebook-Gruppe mitgelesen hat, der weiß, dass ich als Herausgeberin jegliche Verharmlosung oder Glorifizierung des Themas ablehne und versichert habe, dass es keine Selbstmord-Anthologie wird. Kernpunkt sollten die Mysterien dieses Waldes sein. Zudem bat ich die Autoren um Sensibilität und trotz des Genres einen respektvollen Umgang mit der Thematik in ihren Geschichten. Wir wollten auch keine zwanzig Geschichten über Selbstmord. Daher gab es die Facebook-Gruppe, um diese Dinge von Anfang an den interessierten Autoren zu vermitteln und Hilfestellung für Recherchen zu geben.
Gerade im Horrorgenre wird häufig auf reale Ereignisse und Personen (z.B. Gräueltaten, Serienmörder) Bezug genommen. Auch kommen dort regelmäßig Morde und Selbstmorde vor. Wir hatten den Titel so gestaltet, dass Menschen, die von Selbstmord getriggert werden, nicht weiterlesen brauchen, und haben uns dabei an der Tatsache orientiert, dass der Aokigahara ja als Selbstmordwald bereits zu trauriger Bekanntheit gelangt ist.
Zudem kann man es auch als problematisch sehen, dass anscheinend Selbstmord nicht mehr thematisiert werden sollte. Gerade in einer Zeit der Verrohung der Gesellschaft, sollte man daran erinnern, welche Auswirkungen es auf die Personen haben kann, die online oder im echten Leben fertig gemacht werden und denen Gewalt angedroht wird. Auch ist Selbstmord in Japan kein Tabuthema, sondern wird (leider) aus ihrer kulturellen Geschichte als ehrenvoller Ausweg aus Lebenskrisen angesehen.
Ein ausführliches Vorwort hätte all das im Buch näher beleuchtet. Zudem war nicht nur ein Hinweis im Buch auf die Telefonseelsorge, sondern auch eine Spende pro verkauftem Buch geplant. Dies hätten wir zu einem späteren Zeitpunkt verkündet. Doch leider kommt es jetzt nicht dazu.
Die bereits eingesendeten Geschichten werden von uns gelöscht und die Autoren separat benachrichtigt.
Sarina Wood
Herausgeberin
Herausgeberin